Eine einfache Praxis
Wenn wir verstehen, wie wir funktionieren, wird unsere Praxis sehr einfach. Um uns aber zu verstehen, müssen wir unser Bewusstsein verstehen. Wenn wir unser Bewusstsein verstehen, begreifen wir uns selbst und damit den Geist, der wir sind. Die De-Identifizierung mit dem Bewusstsein und das Verständnis, wie es funktioniert, ist ein wesentlicher Bestandteil der meditativen Praxis. Buddha lehrte, dass das Bewusstsein wie ein Fluss ist, in dem immer neue Formen und Beziehungen entstehen. In unserem Bewusstsein entstehen immer neue Ideen und Gedanken mit ihren Beziehungen zueinander und halten es so aktiv. Die Loslösung von diesem Spiel öffnet das Tor zur Erkenntnis der Wirklichkeit.
Unser alltägliches Bewusstsein ist das gröbste Bewusstsein. Es verbraucht die meiste Energie. Es ist das arbeitende Bewusstsein, das plant, urteilt und projiziert. Es macht sich sorgen und analysiert unsere Wahrnehmung nach Freuden und Bedrohungen. Dieses Bewusstsein ist ohne einen materiellen Körper nicht möglich. Es ist ohne Gehirn nicht möglich, da das Organ Gehirn unsere Verbindung zur immateriellen Informationsebene ist. Körper und Bewusstsein sind einfach zwei Aspekte der gleichen Sache. Das Bewusstsein kann sich nicht ohne einen Körper (Gehirn) manifestieren und ein Körper ohne Bewusstsein ist kein lebendiger Körper. Doch das Eine, das sich hier als zwei Aspekte darstellt ist GEIST. Geist, der ein Bewusstsein erzeugt und dieses Bewusstsein erschafft die Formen und Strukturen des Körpers und im Weiteren der Welt und des Universums, indem wir uns erkennen.
Wir können uns selbst darauf trainieren, um zwischen Gehirn und Bewusstsein zu unterscheiden. Wir sollten nicht annehmen, dass das Bewusstsein dem Gehirn entspringt. Das Gegenteil davon ist wahr: Das Gehirn wurde aus dem Bewusstsein geboren und das Bewusstsein ist eine Erscheinungsform des Geistes. Der Geist wiederum ist transzendente Liebe. Eine Kraft, die wir religiös "Gott" nennen. Es ist die ursprüngliche schöpferische Kraft, aus der alles andere entsteht. Die Leere, die die Fülle ist. Doch dass können wir nur erfahren, wenn das allgegenwärtige Bewusstsein zur Ruhe kommt und aufhört zu denken, sich zu sorgen, Pläne zu schmieden oder versucht, die Zukunft vorauszusehen. Diese Tätigkeiten des Bewusstseins erzeugen viel Unruhe und kosten darüber hinaus viel Energie. Sie halten unsere Aufmerksamkeit auf die Objekte der Aktivitäten fixiert und erlauben uns nicht, unsere Achtsamkeit in der Gegenwart zu halten und zu erkennen, was der gegenwärtige Augenblick ist, und uns darin zu entspannen.
Wir müssen die Achtsamkeit auf den Augenblick erlernen. Aber das ist eigentlich nur ein Wiedererinnern. Wenn wir die Konzentration auf den Augenblick wieder ausbilden, hält sie uns in der Gegenwart und gibt uns die Gewissheit, dass wir uns in einem sicheren System befinden, in dem weder die Sorge um vergangene noch um zukünftige Dinge wichtig sind.
Wenn unsere Achtsamkeit auf den Augenblick dann zu unserem normalen Zustand geworden ist, eröffnet sich plötzlich eine weitere Ebene des Gewahrseins. Es ist das Gewahr werden der Informationen, die aus unseren fünf Sinnen kommen: Berührung, Geruch, Sehen, Hören und Geschmack. Das Gewahrsein der Sinne umfasst immer drei Elemente: Das Sinnesorgan selbst (Augen, Ohren, Nase, Zunge oder Haut), dann die Wahrnehmung selbst (Das, was wir riechen, hören, sehen, schmecken oder fühlen) und letztendlich die Erfahrung, die wir daraus machen. Diese Sinneserfahrungen können wir als Tore betrachten, durch die wir mit der Welt des Bewusstseins verbunden sind. Mit den sinnlichen Erfahren können wir lernen, dass wir nicht die Objekte sind, die wir wahrnehmen. Wir sind nur ein Beobachter, der einem Prozess beiwohnt und in gewisser Weise steuert. Der aber in erster Linie wahrnimmt und Erfahrungen macht, die in ihm Emotionen auslösen.
Durch das Einlassen auf diesen stetigen Fluss der Emotionen kommen wir auf die tiefste Ebene des Gewahrseins. Zunächst mag es furchterregend erscheinen sich auf alle Emotionen einzulassen, aber indem wir unsere Gefühle und Emotionen wahrnehmen und akzeptieren, ohne sie zu bewerten, verlieren sie ihre Faszination und damit die Kraft, mit der sie unsere Aufmerksamkeit an sich binden. Wir können diesen Vorgang unterstützen, indem wir diese Emotionen bewusst beobachten, ihre Existenz anerkennen, zulassen und dann freigeben (loslassen). Wir lernen so, dass Emotionen immer da waren und immer da sein werden und wir uns nur darin verloren haben, sie mit Bewertungen und Urteilen zu versehen. Das hat in der Folge zu einer wahnwitzigen Aktivität des formgebenden Bewusstseins geführt. Beenden wir das Beurteilen und Bewerten und entfernen alle bisherigen Urteile und Bewertungen, endet auch die Aktivität des kontrollierenden und analysierenden Alltagsbewusstsein. Dann können wir uns dem tiefen und ruhigen Fluss der immerwährenden Liebe hingeben.
Diese dritte Ebene des Gewahrseins beruhigt sich schließlich vollständig und führt in die Erfahrung des Geistes. Es ist die letzte Ebene, die mit dem formgebenden Bewusstsein beschrieben werden kann. In diesem Gewahrsein verschwindet der Beobachter mitsamt seinen Erfahrungen. Das ganze Bewusstsein faltet sich zusammen und der schöpferische Geist tritt hervor. Das ist keine persönliche Erfahrung mehr, denn es gibt dabei niemanden, der sie machen könnte. Diese Erfahrung wird nur kommunizierbar, wenn sie vorüber ist und das formgebende, strukturierende Bewusstsein sich wieder in einer Erinnerung entfaltet und die Erkenntnis dieser neuen Informationen manifestiert.
alles liebe
Hans