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Die Lehre der Stille

Die Lehre der Stille

 

„Wenn das Herz überläuft und keine Worte mehr findet. Wenn es zu stark leuchtet, um noch etwas erkennen zu können und wenn es zu unendlich geworden ist, um berührt werden zu können, dann ist es dir näher als dein eigenes Gemüt.“                                                                                              (Namkha)

 

 

 

Alles ist DU.
DU bist leer.
Leer manifestiert grenzenlos.
Grenzenlos manifestieren ist Selbst befreiend. 

Stopp!

 

Frage dich nun: Wer hat das gerade gelesen?
Wer hat hier gerade den Gedanken zugehört?
Zu wem sind diese Informationen vorgedrungen?
Wer hat ihnen ihre Bedeutung verliehen?
Wer ist jener Leser, Zuhörer und Erfahrende?

Warte!

 

Geht es dir nicht auch so, dass du dich selbst nicht mit einem Namen anredest?

Wer trägt den Namen, der dich in deiner Welt bezeichnet? Wie bist du zu diesem Namen gekommen? Wer hat ihm Macht gegeben, dich zu identifizieren? Hast du das jemals hinterfragt?

Ist es nicht so, dass du dich selbst mit „Ich“ bezeichnest? Und ist „Ich“ nicht auch nur ein Name? Ist „Ich“ nicht einfach nur eine Bezeichnung für etwas? Wer oder was ist dieses Etwas, dass du damit bezeichnest? Bezeichnen wir damit diese Zusammensetzung aus Energie, Atomen, Molekülen, Zellen und Organen, die du und ich mit „mein“ Körper bezeichnen? Wer oder was ist dieser Körper? Ist dieser Körper das, was du mit „Ich“ meinst? Oder ist es etwas anderes? Etwas Umfassenderes? Wenn es etwas anderes ist, was ist dann das Etwas, das du meinst?  Welcher Natur entspringt es? Woraus besteht es? Ist dieses Etwas nicht das, was jetzt diese Zeilen liest? Aber wenn es nicht der Körper ist, den du mit „ich“ meinst, wer liest und versteht dann diese Zeilen? Wenn dieses merkwürdige „Ich“ in der Lage ist zu lesen und zu verstehen, wo ist es dann? In deinem Gehirn? In deinem Herz? Hast du nicht gerade eben noch gesagt, es sei nicht der Körper?

Gratulation! Du hast gerade die erste Hürde genommen! Das „Ich“ ist nicht materiell! Aber wie kann etwas real Existierendes nicht materiell sein? Du benutzt die Bezeichnung „ich“ dafür, um auf deine nicht materielle Existenz zu verweisen. Also bestehst du zu einem Teil aus den Bausteinen der physikalischen Welt, bist aber auch ein real existierendes Nichtmaterielles, das Denken, Lesen und Verstehen kann. Aber ich frage weiter: Was ist dieses nicht materielle „Ich“? Wo kommt es her, wie ist es entstanden? Du wirst ja nicht abstreiten wollen, zu irgendeinem Zeitpunkt vor diesem Augenblick geboren worden zu sein, oder? Also, was ist dann in dieser ganzen Zeit zwischen deiner Zeugung und Jetzt geschehen? Wer hat dieses Leben gelebt, das dir deine Erfahrungen gegeben hat? Es war dein „Ich“, oder? Wie kannst du ein real existierendes materielles Leben mit einem real existierenden nicht materiellen Etwas leben? Ein Paradox, oder?

 

Wie also hat es dieses „ich“ angestellt, dieses Leben zu leben? Was weißt du über dein Leben? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Was hast du wahrgenommen in all der Zeit? Kannst du dich erinnern? Ja, du kannst dich an all die schönen und schlechten Gefühle erinnern, deine Triumpfe und Niederlagen, das Gute und das Böse! Nur, wo ist das JETZT? Du meinst in deiner Erinnerung? Nun gut, was ist denn „deine“ Erinnerung und Wo ist diese Erinnerung? Denn in deinem Körper kann sie ja nicht sein, denn den meinst du ja mit „ich“ nicht, wenn du sagst: „Ich erinnere mich“ oder „Ich habe gefühlt“ oder „Ich habe wahrgenommen“. Wo also kommen die Erinnerungen an dein Leben her? Upps, schon wieder ein Paradox. Aha, du denkst es sind Gedanken. Nun, dann frage ich dich: Woher kommen die Gedanken und zu wem gehen sie? Super! Richtig: Das „Ich“ denkt sich diese Gedanken aus und dann kommen sie zu diesem „ich“ und du sagst: „Ich habe gedacht, gefühlt, gesehen, gerochen etc. pp.“ Aber dann sind die Erinnerungen ja nur Gedanken, die das „Ich“ sich ausgedacht hat? Warum denkt sich das „Ich“ denn diese Gedanken aus? Als immaterielles Etwas, müsste es sich um die materielle Welt doch gar nicht kümmern, die es ja sowieso nur immateriell erleben kann. Warum also hat es sich all die dramatischen oder langweiligen, schönen oder schlechten Situationen erschaffen, die du „dein Leben“ nennst? Ach so – du meinst, wenn du dich nicht um diese materielle Welt kümmern würdest, dann wäre es um das „ich“ geschehen?
Ende, Aus, Tod, Exitus?
Wer meint das?
Sag es dir zuliebe nun noch einmal laut.
Jetzt!

 

Genau: ICH sagt das. Nun dann frag ich dich eben wieder: Wer oder was ist dieses „ich“, das da Angst vor seiner eigenen Vernichtung hat? Doch antworte jetzt nicht sofort.
Lies weiter…

 Merkst du eigentlich, dass du jetzt schon eine ganze Weile „über“ das „ich“ geredet hast, als ob es etwas wäre wie ein Ding? Brauchen Dinge nicht immer auch einen Raum, in dem sie sein können? Hast du schon jemals erlebt, dass es ein Ding gegeben hat, ohne einen es umschließenden Raum? Was also ist dieser Raum, in dem sich Dinge wie ein „ich“ befinden können? Kannst du diesen Raum irgendwo örtlich feststellen? Wo befindet sich dieser Raum?
Überall oder Nirgends?
Kannst du „ich“ irgendwo örtlich feststellen, denn materiell kann es ja laut deiner eigenen Aussage nicht sein. Denk mal eine Weile darüber nach und versuche es zu widerlegen.

Nein, du kannst Immaterielles keinem Ort zuweisen. Es ist nicht möglich. Selbst mit den empfindlichsten Messgeräten kann nur Energie als feinste materielle Manifestation einem Ort zugewiesen werden. Aber du bist immateriell und du besitzt ein „ich“, aber du bist nicht das, was dieses „ich“ für dich erschaffen hast. Der Raum und Du seid eins und in diesem Raum gibt es eine reale Existenz, die du als dein individuelles Leben erfährst. Aber alles andere in diesem Raum bist eben auch du. Andere „ich“, andere „Leben“, andere Dramen. Und wenn du jetzt noch das Wort „Raum“ gegen das Wort „Bewusstsein“ austauschst, dann hast du es fast geschafft. Du musst es nur noch realisieren, glauben und erfahren. Bis jetzt bist du immer wieder zwischen der Identifikation mit dem „ich“ und deiner Existenz als „Raum“ hin und her geschwankt. Du kannst dich sowohl für das eine als für das andere entscheiden. Dein Herz wird dir letztlich den Weg aus dem Irrgarten weisen. Lass dich nicht entmutigen. Frage dich immer wieder: Wer ist es, der das gerade liest, denkt, erfährt. Du wirst die größte Überraschung deines Lebens erfahren.
Versprochen!

 

Alles liebe
Hans