Vor die Wand gesetzt
Es gibt eine ganz einfache Methode um zu sich selbst zu finden:
Abseits aller Ablenkungen sich still vor eine weiße Wand zu setzen und erst wieder aufzustehen, wenn der Groschen gefallen ist.
(Empfehlung von Bodhidharma 400 n.Ch.)
Wir glauben tatsächlich heute mit unserem überbordenden Denken, dass dies unmöglich zu schaffen sei. Wir glauben daran jede Menge Methoden und Techniken verwenden zu müssen, um mit den Prägungen der Vergangenheit fertig zu werden. Doch was sind diese Prägungen anderes als Einbildungen? Verknotungen in Informationsnetzen, die verschwinden, wenn sich die Netze entwirren.
Wir glauben an neuronale Netze, die unser Gehirn ausmachen, die all diese Informationen enthalten. Doch was ist das Gehirn, ja der ganze Körper anderes, als die kristallisierte Form-Vorstellung eines Menschen. Eine Form die im Geist besteht und die sich auflöst, wenn dasjenige verschwindet, was glaubt der Denker zu sein.
Seit Jahrtausenden glauben die Hochkulturen daran, dass der Mensch nur ein Intermezzo des "Geistes" ist. Der "Geist" ist aber kein Ich, das denkt. Der "Geist" ist auch keine Idee, kein Potential, nichts was sich mittels eines Gehirns ermitteln ließe. Der "Geist" ist die immanente Quelle von Allem. Es ist das Unaussprechliche, das was keinen Namen hat und von sich selbst sagt:
"Ich bin das ich bin". Eine selbstreferenzierende Erklärung - ein Fraktal.
Es ist möglich in diesen "Geist" hinein zu erwachen. Nicht durch eigenes Tun. Noch durch Diskurs, Diskussion oder sonst etwas, mit dem sich Bewusstsein allgemein von sich selbst ablenkt. Sondern
mit der andauernden Selbstreferenz im stillen Sitzen und dem Zuschauen, Zuhören und Loslassen des Denk-Getöses. Wenn die Bilder auf der weißen Wand verschwinden; die Gefühle abflauen, sowohl die
der Liebe als auch die des Hasses, die Sucht nach Nähe wie auch der Ablehnung verschwindet, wenn Hunger und Durst entgleiten und die innere Stimme aufhört zu blöken, DANN besteht
eine Chance auf Gnade. Eine unermesslich gütige Gnade, die uns heraus hebt aus dem Jammertal menschlicher Begrenzungen.
Es durchzuckt dich dann ein Schlag wie von einem Schmiedehammer, du glaubst der Klöppel in der Mitte der Glocke zu sein, der mit aller Macht gegen die Glockenwand donnert. Dein Kopf zerspringt in
dem Augenblick so wie dein Verstand.
Für immer.
Und das Schönste daran ist, du kannst es mit niemandem teilen. Du musst es er-leben. Das Leben gelingt dann Schritt für Schritt immer besser im Alltag, aber sobald du versuchst zu reden, scheitert es. Diese Präsenz ist nur dann in dieser Welt, wenn du still sitzt und sitzt ohne zu sitzen. Wenn du bist ohne zu sein.
Und obwohl alles so aussieht wie immer, ist es doch unsagbar anders. In dir, ohne Zweifel, etwas Ungewusstes erfüllt dich und du könntest heulen vor Glück und vor Schmerz über die Welt, die du bist.
Nun gut, wer Ohren hat der höre.
alles liebe
Joan