Zen oder etwa nicht?
Ein Gespräch mit mir oder dir , wie du willst oder Zwischengedanken im Jetzt
pro:
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, man versucht sich in der Welt des Normalen besser einzurichten, dann ist Zen untauglich und erzeugt nur Frust und Enttäuschungen. Oder man will die Welt sehen, wie sie wirklich ist, dann ist die Zen-Praxis ein Weg der Wahl.
contra:
Was nur ist die Wirklichkeit, die man sieht, wenn man die Welt erblickt? Ist es nicht nur das eigene Missverständnis über die Natur der Welt, das verschwindet und man sieht sich wie man ist, wenn man sitzt?
pro:
Wobei in meinem Verständnis zwischen Zen und christlicher Mystik kein Unterschied ist. Beiden ist gemein, dass man erst erkennt, was wirklich ist, wenn man bereit ist, die Vorstellungen des Normalen wie des Absoluten aufzugeben. Heißt: Das Weltbild des Normalen oder eben des Absoluten aufzugeben. Doch das Weltbild bedingt das Selbstbild. Also muss man auch bereit sein, das Bild von sich selbst aufzugeben.
contra:
Wie soll in eine volle Tasse noch etwas passen? Ohne die Aufgabe des Vorhandenen ist die Annahme des Neuen nicht möglich. Selbstbild und Weltbild sind das Gleiche. Solange das eine ist, ist auch das andere.
pro:
Meister Eckhart hat gesagt, dass man Gott nur schauen kann, wenn man Gottes quitt wird, also jede Vorstellung von Gott, jedes Gottesbild aufgegeben hat.
contra:
"Gottes quitt werden" bedeutet doch nichts anderes, als den Kontrast zwischen Gott und Mensch zu verlieren. Eine kontrastlose Wahrnehmung ist Einheit. Eine Kommunion mit dem Unbegreifbaren ist aber nur möglich, wenn wir selbst zum Unbegreifbaren werden,
pro:
Das Verständnis, das ich von dem Absoluten habe bedingt, was der Kosmos für mich bedeutet. Daraus leitet sich ab, was die Welt für mich ist. Daraus wiederum leitet sich ab, was im eigenen Verständnis einen Menschen ausmacht und damit auch, was mich selbst ausmacht. Doch all das ist den wenigsten bewusst. Und selbst die Erkenntnisse der Wissenschaft, die vielen intellektuell durchaus gegenwärtig sind, sind nicht im alltäglichen Bewusstsein und Selbstverständnis der Mehrzahl der Menschen angekommen.
contra:
Meine Essenz ist nicht mein Wissen. Meine Essenz ist nicht mein Fühlen. Meine Essenz ist nicht mein Gewahrsein. Meine Essenz ist die Gleichzeitigkeit von Ruhe und Bewegung, von Stille und Klang. Was ich wahrnehme ist ein Bild, eine reale Abbildung, dessen was ich bin. Je nachdem worauf ich mich fokussiere, nehme ich mich als besonders oder alltäglich wahr. Doch ICH BIN die Grundlage der Dimensionen. Für mich ist dimensionslose Leere, die Einheit zwischen Dunkel und Hell, der Ursprung der absoluten Bewegungslosigkeit und der absoluten Bewegung. Ich bin, weder das Benennbare, noch dessen Gegenteil.
pro:
Der Weg der Erkenntnis führt also nicht vom Absoluten zum Selbst, sondern vom Selbst zum Absoluten - im Erkennen dessen, was nicht ist. So nehmen wir einen Schleier der Unwissenheit nach dem anderen weg. Im Bewusstwerden dessen, was wirklich ist, lösen sich unzutreffende Vorstellungen auf - das ist das Erkennen, was nicht ist. Das was ist, also die letzte Wirklichkeit, brauchen wir nicht zu ergründen, denn wir sind sie - wir sind Ausdruck des Absoluten, mehr noch, wir sind es. Wozu muss ich wissen, was ich bin, wenn ich es doch ganz selbstverständlich.
contra:
Das Absolute und Relative sind Dimensionen des Bewusstseins, die nur in der Unwissenheit vorhanden sind. Das Tamagotchi ist eine unwissende Schimäre, die durch die Reflexion des Denkens entsteht und als solche eine vermeintliche Selbstständigkeit erhält. Das "Absolute" ist nicht, so wenig, wie ein individuelles Selbst existiert und doch komme ICH in die Welt und befruchte sie mit meinem Denken, forme und gestalte eine Energieform, die ich mein Leben nenne, um dann wieder zu dem zu werden, was ich immer schon bin:
Die unbenennbare Quelle aller Formen.
pro:
Warum also nicht sein, was ich bin, ohne mir Gedanken darüber zu machen, was ich bin?
Wir müssen uns nur aus unzutreffenden Vorstellungen lösen. Das ist alles und doch schwer genug, kostet es doch das Ego. Immer wieder geht es darum, bewusst zu sein und nicht, meiner selbst bewusst oder selbstbewusst zu sein, auch wenn dieses "sich seiner selbst bewusst werden" der Weg dorthin ist.
contra:
Was ist das Ego anderes als die Haftung an die Erinnerungen über die Genüsse der Welt, an ihre Ängste und Gefahren. Das Ego ist der Ausdruck der Liebe zur Form in einer bedingten Welt. Es ist der Teil von mir, der HABEN will statt SEIN. Ich lebe ihn, weil er ein Teil von mir ist. ICH BIN mit oder ohne Gedanken, mit oder ohne Reflexion über mich selbst. Ich brauche weder eine Philosophie noch eine Lehre, aber es befriedigt mein Bedürfnis nach Austausch, so wie die Innenschau mein Bedürfnis nach der Erfahrung meiner Natur erfüllt. Wie würden wir uns ausdrücken, ausformen, ohne die Fähigkeit zu bewusstem SEIN. Das unbewusste SEIN, ist Unwissenheit. Was der Unwissenheit anheim fällt ist verloren oder noch nicht da. Wer suchet, der findet in der Unwissenheit das Licht des Bewusstseins. Freuen wir uns darüber, so ein schönes Drama aufführen zu können.
pro:
Der letzte Schritt ist das sich Fallen-Lassen in die eigene Existenz, ohne Frage, ohne Antwort, reines Sein.
contra:
Der letzte Schritt, ist die Überwindung der Angst, dass es in der Bewegungslosigkeit, der Stille ein Ende gibt. Es ist die Aufgabe der Idee einer getrennten Existenz zugunsten des Glaubens an ein Aufgehen in einer HEIT, die dadurch zum SEIN wird.
Der Tropfen ist nur ein Meer, wenn er sich selbst aufgibt.
Wer hat gewonnen? Links oder Rechts? Oben oder Unten .... Oha, der Schachspieler wacht auf!
alles liebe
Joan